Pamela Rosenkranz
* 1979, lebt in Zürich

Kennzeichen vieler Arbeiten von jungen europäischen Künstlerinnen und Künstlern sind postminimalistische, intermediale und konzeptuelle Verfahren. Während für die Künstler der sechziger Jahre der Grad der Ungewissheit über den Ausgang eines künstlerischen Versuchs, teils auch das Experiment an sich, ein entscheidendes Kriterium für die Arbeit waren, steht heute die Form der Präsentation bestimmter künstlerischer Untersuchungen im Mittelpunkt. Dies gilt auch für die Arbeit von Pamela Rosenkranz. Sie reiste am Sonntag, 15. Februar 2009 nach Amden und zeigte dort das Werk «High Purity», das sie für die winterlichen Bedingungen konzipiert hatte. Es handelte sich um eine für die Situation geschaffene, auf einen Nachmittag befristete Installation, die aus akustischen und visuellen Elementen bestand. Aus dem Innern des Hauses waren Geräusche von laufenden Motoren sowie knallende Autotüren und weibliche Stimmen zu hören. Der Zugang zum Haus war mit einem schwarzen Tuch verschlossen. Das Gebäude wirkte wie ein überdimensionierter, isolierter Lautsprecher in der tief verschneiten Landschaft. Vor dem Haus, weiter oben im Hang, brannte ein Feuer, um das sich das Publikum versammelte. Man rieb sich die Hände über dem Feuer, trank Tee, tauschte sich aus. Es war eine sehr reale Situation. Von der Feuerstelle aus hatte man den Gaden und die Autobahn am gegenüber liegenden Seeufer vor Augen und hörte das Summen der Fahrzeuge auf der weit entfernten Autobahn wie ein Echo auf die Audioarbeit vor Ort.

Pamela Rosenkranz inszenierte in Amden mit wenigen Mitteln einen Echoraum und eine Leerstelle. Die Motorengeräusche aus dem Innern des Hauses, die als Tonmitschnitte aus Spielfilmen identifizierbar waren, vermischten sich mit jenen der Autobahn, die zwar weit weg erschien, durch ihr monotones Summen aber sehr präsent war. Den verschneiten Hang nutzte die Künstlerin als Bühne, auf der sich die Besucher der Ausstellung selbst darstellten, und auf der es als einziges Requisit ein Feuer gab. Zu sehen gab es in dieser Ausstellung ausser dem Publikum am Feuer und der Landschaft, in die das Geschehen eingebettet war, nichts, da sich die Künstlerin mit «High Purity» auf die Verstärkung und Wiederholung der gegebenen visuellen und akustischen Momente konzentrierte.

Text: Roman Kurzmeyer, 2010