"Der Mensch, scheinbar gespalten in ein Subjekt-Objekt-Verhältnis,
das sich zwischen Arbeit und Konsum bewegen darf, weiss über die ungeheuren
kreativen Kräfte seines Innern fast nichts mehr, weil er sie nie frei
entfalten kann, nur verordnet einsetzten durfte. Die Zeit, jetzt quantifiziert
zur Arbeitszeitnorm, könnte als wirklich freie Zeit begriffen, etwas
ganz anderes als Freizeit werden: Sie wäre die Grundlage für den
freien Menschen, der endlich die Lebenskunst des Müssiggangs erlernen
könnte, dessen entsinnlichte Wahrnehmung, Handlung, dessen Klischeedenken
plötzlich zum Stillstand käme, zu einer Leerstelle, von der aus
der Weg nach innen geht, in das Inland der eigenen, dann unerschöpflich
scheinenden Möglichkeiten. Dann würde er die "Arbeitswelt"
als Ausland begreifen und er bekäme Heimweh nach dem, der er sein könnte."
Gisela Dischner, "Friedrich Schlegels Lucinde
und Materialien zu einer Theorie des Müßiggangs", Hildesheim,
1980, (S.188)