Peter Spillmann

hot-spots

drei Werbespots zur Kapitalisierung, Privatisierung und Kulturalisierung des städtischen Raumes

als Beitrag zu "non-lieux"

Die sozio-wirtschaftliche Struktur des städtischen Raumes Basel wird - wie übrigens die von jedem anderen wirtschaftlich bedeutende Standort in Zentraleuropa auch - im Moment gemäss den aktuellen wirtschaftlichen Konzepten nachhaltig umgebaut. Die wesentlichen Zielsetzungen und Effekt dieses Umbaus werden z.B. von Saskia Sassen in "Global Citys" beschrieben. Die globale Konzeption von Wirtschaft, welche im wesentlichen eine Konzeption des Finanzmarktes und der Multinationalen Konzerne ist, braucht Städte, und einige wenige ganz besonders, als gut funktionierende Operationsbasen mit ausgebauter Dienstleistungsinfrastruktur im Finanz-, Kommunikations- und Sicherheitssektor. Um diesen, die globale Kontrolle ausübenden Komplex, am Funktionieren zu halten, braucht es eine Reihe von weiteren Dienstleistungen, wie Transportmittel, Kurierdienste, Reinigungsfirmen, technische Spezialisten, Grossverteiler der Güter des täglichen Bedarfs und eine solide medizinische Versorgung. Ausgebaute Shoppingmöglichkeiten, eine abwechslungsreiche Gastronomie, Kultur, erholsame Landschaft und intakte Umwelt stellen sog. weiche Standortfaktoren dar, welche für die ansässigen White Collars und die internationalen Geschäftsreisenden den angemessenen Rahmen bilden.

Unter dem Stichwort Deregulierung werden im Moment überall staatliche Regeln und Schranken - welche traditionell seit den fünfziger Jahren vorallem im Dienste der sozial Schwächeren und im Geiste der sozialstaatlichen Solidarität eingerichtet wurden, abgebaut. Als Argument für die meist im grossen Stil unsozialen Massnahmen wird der globale Wettbewerb ins Feld geführt. Tatsächlich können sich multinational agierende Firmen über staatliche Einschränkungen und Normen hinweg setzen und den einen Standort gegen den andren ausspielen. Das übereifrige Entgegenkommen selbst kritischer politischer Kreise lässt sich wohl nur als ein Effekt wieder zunehmender Autoritätsgläubigkeit erklären und wirkt sich insgesamt als ein umfassender Rechtsrutsch in der gesamten Politik aus. Grosse Restrukturierungen und Anpassungen etwa des lokalen Branchenmix und die riesigen sozialen Umschichtungen schalten aber in erster Linie den lokalen Wettbewerb aus.

Der zu diesen Strategien passende architektonische Stil und das damit gekoppelte spezifische Genre von Innenstadtgestaltungen breitet sich im Laufe der 90er überall aus. Der kühle Geist von Service und Repräsentation - immer die potentiellen Investoren vor Augen - weht durch all die glas- und travertinverschalten Gewerbeparks, welche nun an zentraler Lage, in und auf Bahnhöfen und neuen Hauptplätzen und nicht mehr auf der grünen Wiese gebaut werden. Dass die dabei bevorzugte Architektur so unangenehm an die faschistoiste Phase der Moderne erinnert fällt langsam aber sicher auf.

Privates Handeln, und Begehren ist zwar nicht mehr so sehr durch Traditionen - etwa Kirche und Familie - bestimmt, dafür aber mindestens so nachhaltig durch Werbung, Images und identifikationsstiftende Repräsentation vorgezeichnet. Die Kommunikationsindustrie, als eine Allianz von Medien (News und Unterhaltung), neuen Technologien, visueller Kommunikation, Werbung, Gestaltung und Psychologie produziert den perfekten Mix von begehrenswerten Richtlinien, zwingenden Vorbildern und nachdrücklichen Botschaften; Strategien einer freiwilligen Konditionierung mit realen wirtschaftlichen Konsequenzen. Dabei werden einmal mehr nur wieder die tradtionellen Geschlechterrollen, Familienbilder und Lebensentwürfe stark gemacht.

 

Peter Spillmann