Gedanken zu nonlieux Basel, 10. Januar 1998 Sollen Räume, in denen sich Lebewesen aufhalten, in
denen Menschen tätig sind, je einmal leer erlebt werden. Gibt es überhaupt
innere Notwendigkeiten, dieses Ereignis zu provozieren, diesen Zustand auszuleben.
Oder anders gefragt, mit welchen leblosen Gegenständen sind Räume
angefüllt, was umgibt uns tagtäglich, was sammelt sich unentwegt
an und worin bestehen die genauen Gründe für solche bewussten
Konstellationen. Liegt nicht der Grund darin, dass der Homo sapiens unentwegt
versucht, seine Vergänglichkeit aufzuheben. Zwischendurch stellt sich die Frage, ob uns das Obenstehende überhaupt bewusst werden kann, solange wir von Gegenständen umgeben sind. Ich untersuche mit nonlieux das Verschwinden der Gegenstände. Mein Interesse gilt den leeren Räumen, in ihnen will ich arbeiten, mit möglichen Relikten von nonlieux umgehen, Räume und Gedanken an Objekte sollen in einem gewissen Sinne verselbstständigt werden. Die Negation des Alltäglichen, die Verneinung der Materialisation. Wichtig sind mir Fragen einer unsichtbaren Ästhetik und das Auflösen gedanklicher Irritationen. Losgelöst sein von der Geschichte, ins Leere geworfen,
fasziniert mich die Verbalisierung des Unsichtbaren. Der Raum ist der Speicher oder das Gehirn, angereichert
mit Gedanken vergangener künstlerische Ereignisse, gepflegt und verknüpft
von einer oder mehreren Personen. Der intervenierende Kurator: eigentlich verantwortlich
für die Pflege der zurückgelassenen "Reliquien" , versteht
sich als ein Teil des Ganzen oder das Ganze in Teilen. Das bedeutet letztlich,
dass er die Dokumentationsstelle in sich trägt. Nach Möglichkeit
sollen keine technisch fixierten Relikte sein Vokabular ausmachen, er gibt
"bloss" Informationen weiter und verfügt zudem über
einen Informantenkreis den er weitervermittelt um allfällige Querbezüge
herzustellen. Dieser Informantenkreis, setzt sich zusammen aus Personen,
die sich beim intervenierenden Kurator melden oder die von ihm mit dieser
Aufgabe betreut werden. © 10.1.1998 Simon Baur |