FRAGEN AN JORGE PARDO
gestellt von Theodora Vischer

Wo hast Du zum ersten Mal Deine Arbeit öffentlich gezeigt? Wie sah das aus?
Zum ersten Mal habe ich in Pasadena, Kalifornien, in einer Galerie ausgestellt, die ich zusammen mit Ken Riddle, genannt Bliss, gegründet habe; das war 1988.

Was bedeutet es für Dich, in einem Museum wie jetzt in Basel im Museum für Gegenwartskunst auszustellen?
Ich freue mich darüber, im Museum für Gegenwartskunst ausstellen zu können, weil ich die Architektur dieses Museums sehr mag. Die Räume wirken auf mich zwanglos und einladend, und völlig unprätentiös. Nicht dass das ein Kriterium sein sollte, aber diesen Raum finde ich ganz besonders angenehm. Ich mag den Übergang vom alten zum neuen Gebäude und dass die Grösse der Räume übersichtlich bleibt, das heisst, die kleineren Räume wirken angenehm und die grösseren nicht grandios.

Was bedeutet ein (Kunst-)Museum allgemein für Dich? Besuchst Du Museen? Gibt es ein Museum, das Du besonders gerne magst?
Das ist eine sehr weitreichende Frage, weil in meinen Augen die Museen so unterschiedlich sind, dass man sich mit dieser Frage sehr ausführlich befassen müsste. Aber eine kurze Antwort wäre, dass Museen für mich nur so interessant sind wie die Flexibilität ihrer Struktur.

Wenn ein Werk von Dir wie jetzt in Basel im Museum ausgestellt ist, welche Qualitäten möchtest Du dem Ort dann geben oder welche seiner Qualitäten werden wichtig?
Ich würde dem Raum gern ein neues Wesen verleihen; ich möchte mir das Schwierige eines Raumes zunutze machen, wie z.B. die absurden architektonischen Beziehungen wie in dem Raum, den ich benutze, die Struktur der Sol LeWitt-Wandzeichnung, alles, was in diesem Raum passiert. Das ist irritierend und interessant zugleich.

Würdest Du jedem Ort, an dem Du ausstellst, diese Qualitäten geben, oder sind sie spezifisch für ein Museum für Gegenwartskunst?
Ich bin nicht sicher, ich bin mir nie ganz sicher, was der Begriff "zeitgenössisch" für mich bedeutet. In letzter Zeit sehe ich meine Arbeit unter sehr klassischen Aspekten.

Gibt es einen idealen Ort, an dem Deine Arbeit gezeigt werden sollte?
Nein. Ich glaube nicht, dass es einen solchen Ort gibt.

Deine Werke unterscheiden sich von den meisten Werken im Museum dadurch, dass sie oft in sogenannten Randzonen, das heisst nicht in ausgesprochenen "Schauräumen" situiert sind, und dass sie nicht nur angeschaut, sondern zum Teil auch benützt werden können. Wie siehst Du Deine Arbeit im Verhältnis zu anderen Arbeiten, die im Museum gezeigt werden? Stellst Du sie Dir losgelöst, für sich stehend vor oder siehst Du sie in einer Beziehung zu anderen Arbeiten im Museum?
Ich betrachte meine Arbeit nicht als isoliert oder peripher. Und was die Frage der Funktionalität betrifft, so muss ich sagen, dass ich den Begriff "funktionale Kunst" nicht mag, weil er beinhaltet, dass man die Kunst anfassen kann oder etwas ähnliches. Ich interessiere mich mehr für die Erweiterung institutioneller Räume, dafür, wie ich sie spannender machen kann.

Welche Rolle spielen die Besucher und Besucherinnen? Ist es Dir wichtig, was sie denken, fühlen, sehen und tun?
Die Besucher erwecken meine Arbeit zum Leben, so wie sie Bilder zum Leben erwecken.

Was, denkst Du, kann Deine Arbeit, zum Beispiel die Installation im Museum für Gegenwartskunst in Basel, vermitteln? Ist es eine ganz direkte Erfahrung? Ist es eine unerwartete und wichtige Erkenntnis? Bereitet sie ein Vergnügen? Wirft sie Fragen auf?
Ich glaube, ein gelungenes Stück überrascht oder erfreut die Betrachter vielleicht, weil sie über etwas in ihrer Umgebung so nachdenken, wie sie es von sich aus vielleicht nicht getan hätten.

Was siehst Du, wenn Du Dir Dein Werk in fünfzig, hundert Jahren im Museum vorstellst?
Darüber mag ich nicht nachdenken.

 

(Übersetzung aus dem Englischen: NANSEN)


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