Hans Renggli

Frecher Abschied

Mit der Ausstellung The Go Between nimmt die Stiftung für konstruktive und konkrete Kunst in Zürich Abschied von ihrem Haus an der Stadtgrenze. Bis 29. April

Das Haus für konstruktive und konkrete Kunst zieht um. Am neuen Domizil im ewz - Unterwerk Selnau wird vieles anders werden. Unter dem griffigeren Namen "Haus Konstruktiv" soll am 29 . September Eröffnung gefeiert werden. Vor 13 Jahren war die Stiftung für konstruktive und konkrete Kunst gegründet worden. Max Bill und Richard Paul Lohse lebten noch. Im Kern lag das damalige Stiftungsziel darin, die Lebendigkeit und Nachhaltigkeit des Vermächtnisses der Pioniergeneration der Zürcher Konkreten öffentlich darzulegen. 90 Ausstellungen sind seither im räumlich limitierten Haus an der Seefeldstrasse 317 organisiert worden. Die Aktivitäten fanden internationale Beachtung. Allein der Publikumszulauf blieb enttäuschend. Man schrieb es nicht zuletzt dem peripheren Standort des Hauses zu.

Obwohl der Umzug also seit langem ersehnt worden war, empfindet Kuratorin Elisabeth Grossmann auch nostalgische Gefühle. Deshalb wollte sie dem alten Haus mit einer gebührenden Abschiedsausstellung die Ehre erweisen. Dazu hat sie einen Künstler eingeladen, der es versteht, einer bestehenden Architektur ihr Bestes zu entlocken. Als Spezialist für Rauminterventionen verfügt Daniel Göttin (41) über ein ausserordentliches Gespür für die Persönlichkeit von Räumen. Mit der Gewandtheit eines passionierten Spielers versteht er es, vorhandene Raumeigenschaften zu verstärken. Als Hauptwerkstoff dient ihm schwarzes Textilklebband. So hat er die Wände des Erdgeschosses mit einem schwarzen Liniennetz über alle Nischen und Unebenheiten hinweg überzogen. Die Raumhülle wird dadurch in ihrer Einmaligkeit sehr direkt erfahrbar. Das Muster kann sich aber auch zu einer phantomhaften Räumlichkeit verselbständigen. In jedem Raum hat es Göttin zudem mit einer schrillen Wandfarbe kombiniert wie Giftgrün, Pink, Zitronengelb und Orange. Derart verabschiedet sich das Museum mit einem ungebührlich frechen Auftritt, indem es erfahrungshungrig auf Distanz geht zum missionarischen Dogmatismus der eingesessenen Hausgeister.