Hans-Christian Dany, Dodo Schielein, 1993.

Investiert in schwarze Löcher

Interview mit Mike Hentz


Erschien in dem Katalog Mike Hentz Works 4, Köln 1999

Dany: Du machst Musik, Performances, Fernsehen, Bücher, fotografierst, zeichnest, schreibst, veranstaltest Kongresse und organisierst Parties. Warum diese Multiplität und nicht die Konzentration auf ein Medium? Bringt Dir das Springen zwischen den Arbeitsformen vielfältigere Sichtweisen? Solch vielseitiges Arbeiten kippt leicht in den Gestus eines Grosskünstlers. Oder reizt Dich die Auflösung deiner Künstlerpersönlichkeit 'Hentz' durch das Zerschalten in verschiedene Medien?

Hentz: Für mich existiert eine klares künstlerisches Produkt nicht. Schon in den siebziger Jahren kamen immer wieder Bemerkungen wie, 'was du machst ist genial, aber konzentrier' dich doch auf ein Medium'. Es war damals ziemlich schwer, eine künstlerische Position zu halten, in der du nicht über die Form kontrollierbar warst. Ich habe damals wenig theoretisiert, da mich die Praxis mehr interessierte. Deshalb war es schwierig, mit anderen zusammenzuarbeiten. Ich musste meine Arbeiten selbst vermitteln und übersetzen. Einer, der mir dabei half, war Polke, mit dem ich drei Jahr zusammenlebte.
Ich habe die Vielfältigkeit nicht eingesetzt, um mich einem kontrolliert Werden zu entziehen. Diesen Schutzraum erzeugten wir eher dadurch, dass wir interne Codes benutzten. In der Gruppe 'Minus Delta T' gab es dafür ein spezielles Wörterbuch. Dieses Buch der Verständigung formuliert aus heutiger Sicht mehr über unsere Haltungen und Anliegen als jede damals veröffentlichte Arbeit.
Das Arbeiten mit verscheidenen Medien hat nichts mit meiner Auflösung zu tun, sonder ist der Versuch einer Fokusierung. Wenn ein inhaltliches Problem im Zentrum ist, das sich kaum verändert, gruppieren sich die Medien darum wie die Stücke einer Torte. Eine Ecke des Kuchens ist Fernsehen, eine andere Performance. Mit jedem Medium wird das Zentrum, der Inhalt präziser. Bei 'Minus Delt T' benutzen wir den Begriff der Media-Mystik, d.h. dass es in jeder Übersetzung künstlerischen Handelns einen pornographischen Bereich gibt, den Rahmen. Durch die Sicherheit dieses allumfassenden Rahmens vernachlässigen die viele Künstler die Filter (Medien) bei der Übertragung ihrer Forschungen (Inhalte), und das Produkt verkommt zu einer unvermittelten Luxusgeschichte.

Schielein: Deine eigenen Arbeitsformen besitzen eine starke Immaterialität. Ergibt sich diese aus dem Inhalt, den Du einkreist? Mir bleibt dieses Zentrum noch unklar, kannst Du es verbal noch genauer fassen?

Hentz: Das ist sehr schwierig, aber für mich ist es relativ präzise: Der Mensch hat einen irrationalen Raum, aus dem er extrem viel Energie zieht. Ein Raum der früher auch Religion hiess und in dem es klare Systeme gab. An diesen Stellen steht für mich heute 'das schwarze Loch'. Der Informationsgesellschaft fehlt das Verführungsprinzip, etwas zu mystifizieren. Es gibt ganz klare Techniken, diese funktionslosen 'schwarzen Löcher' zu schaffen. Jetzt wird es funktional, da es einen nicht definierten Ort in der total beschrifteten und durchnummerierten Gesellschaft darstellt. Durch diesen heiligen, leeren Raum werden Haltepunkte organisiert, an denen sich Energien mobilisieren lassen. Seit den 50er Jahren gibt es ein verzeifeltes Suchen nach diesen 'schwarzen Löchern'. Ein Pfad davon war in den 'Roadmovies' zu finden.. die Erzeugung eines Ortes im Nichts, die leere Autobahn, das Fahren. Der unbewusste Versuch, das 'schwarze Loch' über die permanente Bewegung wieder einzuholen. Heute befinden sich diese 'schwarzen Löcher' vielleicht in den Netzwerken. In diesen Bildschirmwelten bleiben sie aber immer geistig, ihnen fehlt das Taktile. Man muss diese Sachen erst kreieren, darin sehe ich meine Arbeit als Künstler.

Schielein: Haben diese 'schwarzen Löcher' auch etwas mit Rausch zu tun?

Hentz: Es geht um das Bewusstsein, dass man bestimmte Dinge tatsächlich braucht, um ein harmonisches, ausgeglichenes Leben zu führen. Wir haben diese einfachen Techniken verloren oder nur noch in pervertierter Form, wie stumpfen Drogenkonsum. Der Rausch kann nur eine Möglichkeit sein, wenn er bewusst und zielgerichtet in andere Techniken eingebunden ist.

Schielein: Deine Arbeit siehst du also stark darin, die Ziellosigkeit dieser 'schwarzen Löcher' zu lenken?

Dany: Oder eine vergrabene Ziellosigkeit wieder offenzulegen, die Wege begehbar zu machen?

Hentz: Wenn jemand sagt, ich solle mich auf eine Sache konzentrieren, dann hat das etwas damit zu tun, dass derjenige meint, er könne mit der fixierten Ausleuchtung einer Ecke des Raumes leben. Ich kann nicht mit einer Ecke leben, ich brauche die Bewegung der Scheinwerfer durch den ganzen Raum. Die Energieresourcen für dieses Licht muss ich mir überall zusammenklauben. Aber auch in Form der Rezeptbücher wieder weitergeben. Mein Aufgabe als Professor sehe ich hauptsächlich als die eines Drogendealers. Ich fixe die Studenten an, indem wir eine kurzfristigen Prototyp eines möglichen 'schwarzen Lochs' produzieren. Dann versorge ich sie aber nicht weiter mit Stoff, damit die Notwendigkeit einer eigenen kontinuierlichen Arbeit daraus entsteht.

Dany: Du sagst, du übersetzt, wehrst aber zügig ab, wenn es an einen Technikbegriff geht. Mit Technik meine ich ein sehr genaues Wissen über die künstlerische Grammatik.

Hentz: Ich finde es wichtig, instinktiv zu handeln. Das Absurde im Privatleben scheint auch sehr wichtig. Jetzt wird die Rückkopplung mit dem, was gesellschaftlich passiert immer härter, die Missverständnisse über Räume, über Geschichte werden entscheidender. Da greifen Methoden des einspurigen Stilkünstlers nicht mehr. Solche Identitäten über materiell festgeschriebene Produkte sind Betonierungen, die den Leuten jetzt im Wege stehen.

Dany: Du sagst, dass Indentitäten, Erdungen, im Moment nur hinderlich sind. Dieser Drang nach Mobilität erinnert an das Bild des Partisanen. Der aber auch davon lebt, dass er eine Resource im Hinterland hat. Verliert er diese, läuft er Gefahr, in die Kriminalität abzugleiten. Vielleicht heisst das auf den Künstler übertragen, das Chaos oder die Sprachlosigkeit. Woher beziehst Du Deine Energie ohne Erdung?

Hentz: Der Partisan arbeitet im Gegensatz zum Künstler mit einem klaren Ziel. Die Parallele, die ich sehe, ist das Leben im Provisorium, in der Heimatlosigkeit des Raumes, und dort wartet er darauf wieder Bauer zu werden. Für den Partisanen ist die Mobilität mit dem Erreichen des Zieles abgeschlossen. Ein solches Ziel kann der Künstler nicht erreichen. Als Erdung sehe ich nur den Qualitätsbegriff.

Schielein: Dein Vokabular berührt immer wieder den erweiterten Kunstbegriff und die Idee der sozialen Plastik von Joseph Beuys. Wie die Fragen nach der Selbstbestimmung, dem gesamtheitlichen Kunstanspruch und der Beweglichkeit von Material.

Hentz: Beuys ist ein Thema, das ich hasse. Er ist ein ziemlicher Betrüger mit guten Inhalten. Alle Projekte, in denen er die soziale Plastik angestrebt hat, waren nur repräsentativ. Immer wenn er versucht hat, diese Entwürfe in die Praxis umzusetzen, wie bei den GRÜNEN, hat er völlig versagt. Da hat er überhaupt nicht mehr den Pinsel in der Hand gehabt, und ein Künstler muss den Pinsel in der Hand haben. Ein künstlerischer Akt ist nichts Demokratisches, das hat er verwechselt.

Dany: Einerseits beschwörst Du immer wieder die Ziellosigkeit. Aber Kapitän Beuys soll jetzt mit einmal den Pinsel in die Hand nehmen und uns den Weg zeigen. Hat sein Scheitern bei den Grünen nicht vielleicht auch eine künstlerische Logik?

Hentz: Das ist die Looser-Nummer, die Van Gogh-Mentalität, damit habe ich nichts zu tun. Mit Pinsel meine ich nicht einen Kapitän, sondern jemanden, der ein blaues Bild malen will und hinterher ein blaues hat. Das heisst, den Pinsel in der Hand zu haben.

Schielein: Ist der Glaube nicht gewagt, ein fiktives Ziel könne überhaupt mit dem angetroffenen Produkt identisch sein?

Hentz: Gut, in den momentanen gesellschaftlichen Konzepten kann man kaum noch von Komposition sprechen. Man kann vielleicht gerade anfangen, die Noten aufs Papier zu bringen, aber zu mehr als der vierten Bariton-Stimme reicht es nicht. Aber im gesellschaftlichen Orchester kann ich meine Harmonien trotzdem abstimmen.

Dany: Dich interessiert in der Arbeit mit diesen ganzen Medien also nicht, dass der Computer oder die Aquarellfarbe plötzlich mitschreiben und aus Deinem blauen Wunschbild ein gelbes wird?

Hentz: Das sind Elemente, die dann immer wieder als Training da sind, gesellschaftliche Stimmen, auf die man reagieren muss. Nur wenn es drauf ankommt, musst du deine Stimme unter Kontrolle haben. Dass Blau rauskommt, wenn du Blau willst.

Dany: Glaubst Du wirklich, dass Du die Geräte unter Kontrolle hast? Ich behaupte, schon dieser kleine Sony auf dem Tisch manipuliert unser Sprechen anders, als ein Gerät von Grundig es täte.

Hentz: Ich könnte jetzt auch ein grosses altes Revox rausholen, die Präsenz der Materialität beeindruckt natürlich ungeheuer. Um diesen Einfluss zu mindern, hat in den letzten Jahren eine starke Reduzierung der Geräte auf handlichere und unauffälligere Formate eingesetzt. Die alten Geräte, deine Kinder, waren einfach viel zu schwer. Das ist wie in einem Kuckucksnest, du bist genervt. Ich habe jahrelang versucht, mit diesen Geräten zu arbeiten. Nicht aus Liebe oder Fetischismus, sondern um den Wald vor lauter Bäumen noch zu sehen. Um diesen Einfluss, den Du beschreibst, zu reduzieren. Die scheinbaren Rituale der Technik filtern das Menschliche total weg. Diese Mechanismen auszuhebeln, daran haben wir gearbeitet.

Dany: Läss sich dieses 'Menschliche' überhaupt noch ausmachen? Konditionieren uns die gesellschaftlichen Bedingungen nicht schon in einem solchen Masse, dass wir gar nicht mehr wissen was das sein könnte?

Schielein: Du hast vor kurzem einen Kongress veranstaltet, zu dem hauptsächlich Künstler aus der Volksrepublik China und der ehemaligen Sowjetunion eingeladen waren. Hat Dich dabei die Auseinandersetzung mit Künstlern interessiert, die unter den Bedingungen eines totalitäten Regimes gearbeitet haben?

Hentz: Ich behaupte natürlich nicht, die hätten Glück gehabt, dafür hatten sie es zu schwer. Aber auch wir leben in einem totalitären System, ohne es zu merken. Unsere Körper haben es so bequem, dass wir den geistigen Totalitarismus gar nicht mehr wahrnehmen. Die hatten klare Feinde, wir haben sie nicht. Die Psychorepression, wie sie hier stattfindet, ist für mich genauso Faschismus. Was als Symbole oder Altäre waffenstarrend für uns sichtbar war, verschwindet. Heute ist ein Sicherheitsschloss ein Code. Die Kalaschnikow von heute ist eine Bank-Code-Karte, die Geld fliessen oder nicht fliessen lässt. Das beängstigt mich, diese komplette Unsichbarmachung von dem, was uns unterdrückt. Alles wird immer kleiner, immer weniger fassbar, immer unbewusster.

Dany: Kannst Du Dir vorstellen dass dies der Grund ist für den derzeitigen Revival sehr körperbetonter Performances?

Hentz: Ich würde es lieber weiter auf gesellschaftliche Bedingungen beziehen. Es gab Bereiche, in denen man sich ausleben und intensiv arbeiten konnte. Es gibt Techno-Discos, die ganz klar auf Körperlichkeit ausgerichtet sind. Auf der anderen Seite gibt es die Technik, die Sprache, die funktionierende Gesellschaft, die immer mehr Distanz fördert zum Körper. Die Erfahrung des Körpers verlagert sich immer mehr ins Private. Gerade im Sex hat es eine unglaubliche Öffnung gegeben. Wenn man die Etablierung des Sadomasochismus in den letzten 15 Jahren anschaut, als Privat-Performance oder Ritual, sieht man, dass die Performance eine Menge vorweggenommen hat. Jetzt wird aus diesen Rezepten geschöpft. Wir haben eine Generation von Managern, die mit Punk aufgewachsen ist. Öffentlich passen sie sich an und zuhause geht bei ihnen der Punk ab, weil sie diese Körperlichkeit brauchen. Früher hat die Gesellschaft auch das Privatleben kontrolliert, während es heute der einzige Ort ist, an dem noch etwas passiert. Ein Weg, über den auch Performance funktioniert. Für diese Lebensform wird Performance, der Transport einer privaten Situation in den öffentlichen Raum, zu einer repräsentativen Ikone. Das Hochpushen in eine Nostalgie-Reproduktions-Nummer ist absurd und traurig.

Dany: Auch der finanzielle Druck erhöht sich im Moment massiv.

Hentz: Ich glaube, dass sich dies rückkoppelt. Es wird unwichtig und Repräsentanz das grösste Schimpfwort werden. Trotzdem müssen die Künstler an neuen Finanzierungsmodellen arbeiten, damit die Resourcen und das Labor nicht flöten gehen. Das Problem bei der Finanzierung ist meist, dass man ein Angebot machen muss. In der Kunst kommt dieses häufig mit der Forschungsarbeit nicht mehr zur Deckung bzw. die Folgerichtigkeit der Schritte, die sich entwickeln, ist nicht mehr zu vermitteln.

Dany: Gerade wenn Du von der Übersetzung sprichst, habe ich immer wieder den Eindruck, dass die Situationisten für Deine und für Minus Delta T sehr prägend waren.

Hentz: Es war kein direkter Einfluss. Von 1970 bis 19974 habe ich in Paris gelebt und das Ende, die letzten Ausläufer der Situationisten miterlebt. Sehr schade an der situationistischen Bewegung war, dass sie zu stark linksradikal orientiert war und eine hauptsächlich intellektuelle Bewegung. Sie hatte zwar einen sehr genauen vorausdenkenden Kulturbegriff, doch mit dieser Färbung hatte ich nichts zu tun. Es existierte keine Praxis, da wurden nur Theorien hochgejubelt. Umsetzungen wie bei Artauds 'Theater der Grausamkeit' und dem 'Living Theatre' haben mich als Schule viel mehr interessiert. Mit meiner damaligen Gruppe 'Defi Science Mentale' haben wir Aktionen gemacht, die als Vorläufer des Punk deklariert wurden. Eine Art Performancetheater, nicht unähnlich dem 'Wiener Aktionismus'. Wir selbst sind ausgegangen von Literatur wie 'Pere Ubu' von Jarry, Lovecraft oder 'Melmot'. Also diese ganzen Horror-Sachen. Wir waren absolute Fans von Roger Corman. Die ganzen Sex-Kinos in Paris waren zu der Zeit noch Horror-Kinos. Mit dieser Gruppe sind wir dann vor einem Hippie-Publikum aufgetreten, das ein Programm von 'Crium Delirium' oder 'Softmachine' erwartete, also mitten in einer Meditations- und Haschisch-Kultur. Wir haben auf der Bühne unsere Horror-Masken getragen, dann eine Viertelstunde lang nur Glas zerdeppert, eine aus der Gruppe bekam auf der Bühne einen epileptischen Anfall. Dann gings erstmal rund, die Kiffer fingen an uns auszupfeifen. Wir sind auch in Kontexte reingegangen wie Arabal, Topor oder das 'Panik-Theater'. Die haben eigentlich mit den gleichen Inhalten gearbeitet, aber viel repräsentativer und im Grunde genommen distanziert, pervertiert, den Peep-Show-Voyerismus der Pariser Gesellsschaft bedienend. Werner Schroeter war damals wichtig, diesen dekadenten Scheiss fanden alle klasse. Wir haben sehr viel produziert, sind ständig aufgetreten und haben oft im Kulturbetrieb provokante Aktionen gemacht. Da tauchten dann im Hintergrund die 'Situationisten' auf und lobten uns: 'Ja, das ist gut, sabotiert diesen Kulturbetrieb'. Bei der Eröffnung des Theaterfestivals in Nancy haben wir uns nackt auf den Bürgermeister draufgelegt, während die Situationisten irgendwo ganz hinten in der Ecke standen und kleine Knaller anzündeten. Das war ihr Ding. Die hatten Schiss, glaubst Du nicht. Wir wurden von den Bodyguards rausgeschmissen und die haben in die Ecke gepupst. Da ist es dann schon sehr komisch, wenn ihr mich fragt, ob ich von den Situationisten beeinflusst bin. Was sie gemacht haben, im Gegensatz zu allen anderen Bewegungen, ist eine sehr genaue literarische Dokumentation. Das war ein Denkmodell und dann haben sie sich noch gegenseitig ausgeschlossen, wegen angeblichem ideologischen Verrat.

Dany: Ähnlich wie später die K-Gruppen.

Hentz: Genau das gleich Prinzip. Die Praxis von anderen Gruppen damals in Paris war für mich viel inspirierender. In der Multiphrenie, die ich schon damals hatte, war das aber nicht an Personnagen gebunden, eher an Situationen, die sich entwickelten. Die Erbschaft passiert immer wieder in der Praxis und nicht durch irgendwelche Referenzen.

Dany: Das nicht-Festschreiben-Können ist das eher ein darein-Geworfensein, als eine Entscheidung? Bist Du dem ausgeliefert?

Hentz: Ich bin dem ausgeliefert, weil ich immer geglaubt habe, wir brauchen keine Räume und Ikonen.

Dany: Aber Du sehnst Dich gleichzeitig danach?

Hentz: Ich sehne mich nach repräsentativen Symbolen, die gleichwertig sind mit der Qualität. Wir leben in einer Gesellschaft entwerteter oder verfälschter Ikonen, Symbole und Denkmale. Wir haben die Reform nicht gemacht. Das macht keiner. Das habe ich vor einiger Zeit erkannt. So scheint es natürlich schizophren, dass ich im Bereich der 'Lebenskunst' arbeite. Es ist aber eigentlich nur ein zusätzlicher Job und Verantwortung. Es funktioniert nicht mehr, keinen Raum zu haben, wir müssen die Räume besetzen - auch um die schwarzen Löcher zu erden - auch bevor diese Felder von Nationalisten und anderen Reaktionären besetzt werden. Vielleicht müssen wir diese Bereiche auch kaufen. Gelder umverteilen, und solche Räume frei kaufen. Wir brauchen eine neue Vorstellung von Erbschaft.

Dany: Erdungen finden, um Widerstand zu leisten?

Hentz: Ja, die Knotenpunkte werden sonst so flüchtig, dass sie im Network keinen Halt mehr finden, und dann entstehen immer mehr falsche Selektionen.