Die Sitemapping-Enttäuschung
Zum Hintergrund siehe offener Brief und Bericht von Barbara Basting im Tagesanzeiger vom 30.11.02.

Am 16.12.02 fand ein Gespräch von VertreterInnen der Schweizer Neuemedienkunst-Szene mit David Streiff, Direktor des BAK und Christoph Reichenau, Vizedirektor des BAK statt.

>>> ein Bericht zum Gespräch folgt bald an dieser Stelle <<<
Bei diesem Anlass wurde der BAK-Direktion ein offener Brief übergeben.


offener Brief an das Bundesamt für Kultur
mit 45 Unterschriften von Schweizer Opinion-Leaders und ExponentInnen aus dem Neuemedienbereich.

Das unerklärliche Ende von Sitemapping.ch: Fragen an das Bundesamt für Kultur
Der Bundesrat hat im Februar 1998 eine Botschaft zur Strategie der "Informationsgesellschaft Schweiz" verabschiedet und damit auch im Kulturbereich einen Aktionsplan verlangt. Das Bundesamt für Kultur (BAK) hat zusammen mit der Pro Helvetia, dem Kanton Basel-Stadt, dem Museum für Kommunikation Bern, dem Centre pour l’image contemporaine Genève, den Kunst- und Gestaltungshochschulen der Schweiz und weiteren Medienschaffenden das Projekt Sitemapping.ch initiiert und in einem beispielhaften Vorgehen Fördermassnahmen und -modelle eruiert. Mit Freude bemerkte die Medienkunstszene, was eine Initiative des BAK, unter Federführung der Sektion Film, leisten kann. Von Beginn an berücksichtigte dieser nationale Effort die Bedürfnisse und Notwendigkeiten der neuen Medienanwendungen und entwickelte sich zu einem Projekt, das nicht nur neue Fördermittel am Horizont erscheinen liess, sondern auch Kommunikation und Selbstreflexion förderte, Entwicklungsansätze koordinierte und diese nicht zuletzt in einen internationalen Zusammenhang stellte. Konkret schlugen sich die Ergebnisse der zwei von Sitemapping.ch veranstalteten Fachtagungen in drei Modellen nieder, die sich momentan in unterschiedlichen Stadien befinden: Fördern (Commissioner/Projektentwicklungsförderung), Vernetzen (Centre Virtuel) und Bewahren (AktiveArchive).

Mit dem nun erarbeiteten und mittlerweile auch veröffentlichten Aktionsplan findet Sitemapping.ch seinen Abschluss, teilt das BAK trocken und knapp mit und sieht darin die Erfüllung der bundesrätlichen Strategie.
Empört und mit grossem Befremden müssen nun die Beteiligten das Ende von Sitemapping.ch zur Kenntnis nehmen. Ein Entscheid, der im krassen Gegensatz zum bisherigen, beispielhaften Vorgehen steht. Ein abrupter Abbruch, der nicht nur einer Verschwendung geistiger und finanzieller Ressourcen gleichkommt, sondern auch alle Beteiligten in ihrem Engagement vor den Kopf stösst. Es scheint, dass hier die Medienkultur — eine Kultur, die unbestritten grosses Innovationspotential aufweist — als kulturpolitisch randständiges Thema abgestempelt wird, was zu Enttäuschung und Unverständnis seitens der betroffenen ProtagonistInnen und Institutionen führt.

Gerade das gleichzeitige Erscheinen des Aktionsplans und des Begleitschreibens sowie der Pressemitteilung, in denen der Abschluss von Sitemapping.ch lakonisch verkündet wird, irritiert. Dieses Vorgehen erweckt den Eindruck einer Kurzschlussreaktion, die durch die Widersprüchlichkeiten, die bei genauerer Lektüre der beiden Schreiben auftauchen, noch verstärkt wird. Die Absicht des BAK, im Verlauf des Jahres 2003 über seine Sektion Kunst und Design die Realisierung von Projekten digitaler Medienkunst zu fördern und zu unterstützen, begrüssen wir. Ob die im Tages-Anzeiger vom 30.11.2002 erwähnte Summe von 280'000 Franken dafür angemessen ist, erscheint uns allerdings eher zweifelhaft. Warum gerade dieses Teilprojekt favorisiert wird, darüber wurden bis anhin keine transparenten Entscheidungsgrundlagen angeführt.

Die Unterzeichnenden anerkennen die Leistungen und das bisherige Vorgehen, die zu dem Aktionsplan geführt haben, und unterstützen die darin erarbeiteten Ideen und Vorschläge. Umso mehr sind wir konsterniert, dass dieser breit abgestützte Katalog von dringend notwendigen Massnahmen und Modellen in der Direktion des BAK keinen Rückhalt findet.
Wir fordern daher die Direktion des BAK zu einer differenzierten Stellungnahme auf. Vor allem aber wünschen wir uns das Engagement und den erklärten Willen seitens des BAK, auch unter knapperen finanziellen Verhältnissen den Aktionsplan umzusetzen.

10. Dezember 2002

  • Christoph Balmer, Betriebsleiter Dampfzentrale Bern
  • Mirjam Beerli, Head Group Cultural Sponsoring, UBS, Basel
  • Adi Blum / Beat Mazenauer, unabhängige Vermittler, Luzern
  • Dr. Roman Brotbeck, Direktor Hochschule für Musik und Theater Bern / Biel
  • Victor Durschei, Direktor Ecole des arts décoratifs (Haute école d'arts appliqués et Ecole d'arts appliqués), Genève
  • etoy.com, Künstler
  • Dr. Johannes Fehr, stellvertr. Leiter und Programmbeauftragter Kunst und Literatur, Collegium Helveticum, Zürich
  • Johannes Gfeller, Dozent Studiengang Konservierung und Restaurierung HGKK Bern
  • Hervé Graumann, Künstler, Genf
  • Hans Ulrich Herrmann, Direktor HGKK, Bern
  • André Iten, Direktor Centre pour l’image contemporaine, Genève
  • Philipp Kaiser, Kurator Museum für Gegenwartskunst, Basel
  • Knowbotic Research, Künstler, Zürich
  • Michael Koechlin, Leiter Ressort Kultur, Erziehungsdepartement Basel-Stadt
  • Peter Kraut, Veranstalter taktlos Bern / Hochschule für Musik und Theater Bern
  • Daniel Kurjakovic, Memory/Cage Editions
  • Rémy Markowitsch, Künstler
  • Muda Mathis, Künstlerin, Basel
  • Philipp Meier, Clubkurator, Zürich
  • Thomas Meier, Direktor Museum für Kommunikation, Bern
  • Irene Müller, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich
  • Prof. Sibylle Omlin, Leiterin Abteilung Bildende Kunst / Medienkunst der
  • Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel
  • Sandi Paucic, Rektor F+F Schule für Kunst und Mediendesign, Zürich
  • relax, Künstler, Biel
  • Prof. Hans Rudolf Reust, Kunstkritiker und Studiengangleiter Kunst HGKK Bern
  • Pipilotti Rist, Künstlerin
  • Dr. Claudia Rosiny, Co-Leiterin Kornhausforum, Bern
  • Beatrix Ruf, Direktorin Kunsthalle Zürich
  • Sabine Schaschl-Cooper, Direktorin Kunsthaus Baselland, Muttenz
  • Prof. Dr. Giacco Schiesser, Leiter Departement Medien und Kunst der Hochschule für
  • Gestaltung und Kunst, Zürich
  • Annette Schindler, Direktorin [Plug in] Kunst und neue Medien, Basel
  • Annette Schönholzer, Projektleiterin Art Basel Miami Beach, Basel
  • Madeleine Schuppli, Direktorin Kunstmuseum Thun
  • Stefan M. Seydel, Sozialunternehmer, Amriswil
  • Reinhard Storz, unabhängiger Vermittler xcult.org
  • Monica Studer / Christoph v d Berg, Künstler, Basel
  • Prof. Dr. Georg Christoph Tholen, Leiter Institut für Medienwissenschaften der Universität Basel
  • Elisabeth Tschiemer, Libelle Verlag, Lengwil am Bodensee
  • Niggi Ullrich, Leiter kulturelles.bl, Liestal
  • Rudolf Velhagen, Leiter Abt. Visuelle Künste und Film, Pro Helvetia
  • VIPER, Internationales Festival für Film Video und neue Medien
  • Käthe Walser, Künstlerin, Art in Space, Basel
  • Daniel Weissberg, Komponist und Dozent
  • Prof. Dr. Stefan Wülfert, Leiter Studiengang Konservierung und Restaurierung HGKK Bern
  • Yves Netzhammer, Künstler, Zürich
  • im Namen der Eidgenössischen Kunstkommission: Jacqueline Burckhardt, Präsidentin
  • im Namen der Eidgenössischen Designkommission: Lorette Coen