Udaipur

Der Röstimacher erzählt:

Die Queen von England kam zu Besuch nach Udaipur. Der Maharatscha liess ein Gästezimmer speziell für sie einrichten: Blanke Wände und gezogene Vorhänge. Als die Queen das Zimmer betrat, meinte sie enttäuscht: "Was! Überhaupt keine Dekoration, nichts. Dies ist wohl eher ein Zimmer für die Arbeiterklasse."

Da zog der Maharatscha die Vorhänge auf und die Queen kam ins Staunen. Ihr Zimmer stand mitten im See mit einer wunderschönen Aussicht auf die Stadt und rundherum die Hügellandschaft. Von Eifersucht ergriffen warf die Queen Samen einer wuchernden Wasserpflanze in den See. Bis heute muss diese Pflanze immer wieder ausgerissen werden, weil sonst der ganze See erstickt.
 

Jonny + Lolita + die 40 Aasgeier (Juli 1998)

Wir erwachen auf dem Wassertank. Der Wind bläst die letzten Sterne vom Horizont. Der Sand in den Augen hat uns diesmal nicht der Sandmann eingestreut, sondern die Sanddünen nebenan. Sam heissen sie alle und sind die Lieblinge der Touristen. In der Hochsaison tummeln sich locker 500 Nasen auf diesem einzigen Quadratkilometer Dünen. Sunil macht uns Frühstück: Ein Paket Toastbrot, Konfitüre und starker Schwarztee mit Milch und viel Zucker. Während wir essen kramt er einen Brief aus seinem Blechkoffer und bittet uns, ihn vorzulesen. Seine Freundin Biggi aus Deutschland schreibt: " Lieber Sunil, da ich so viel arbeiten muss und das Wetter dauernd wechselt - von heiss zu kalt , von kalt zu heiss - bin ich meistens schlapp und müde. So hat es eine Weile gedauert, dir zu antworten. Hast du die Atomtests gut überstanden? Ich finde Indien und Pakistan benehmen sich total kindisch! Ich bin gegen Krieg und Waffen jeglicher Art, wie denkst du darüber? Wie geht es dir und deinen Kamelen? Wieviele hast du denn inzwischen? Leider kann ich dich nächsten Monat nicht besuchen kommen. Im Geschäft hat es zuviel Arbeit und der Chef will mir keinen Urlaub geben. Ich hoffe bald von dir zu hören und schicke dir viele Küsse! Deine Biggi ." Sunil diktiert uns den Antwortbrief, wir schreiben: "Liebe Biggi, mir geht es gut. Die Regenzeit hat angefangen, meine Kamele und Kühe sind glücklich frisches Gras zu fressen. Wann kommst du? Obwohl die Saison basld anfängt werde ich keine Kamelsafaris durchführen. Erst wenn du kommst, gehe ich mit dir. Vergiss Indien und Pakistan - hier ist alles friedlich. Besser du denkst an mich! Wie geht es dir? Komm bald, ich warte auf dich. Liebe Grüsse und Küsse, Sunil."

Bevor es zu heiss wird packen wir unsere Vespa und fahren los Richtung Jaisalmer- der goldenen Stadt. Die Wüstenlandschaft zieht an uns vorbei. Ein spröder Reichtum in beige, rostrot, lederbraun, schwarz, ocker, honiggelb, eierschalen, caramel, mandel, nougat, Milchpulver, weisse Schockolade, Reispudding mit Kardamon und Kokosraspeln. Die vielen grossen Vögel die wir von Weitem am Strassenrand sehen, entpuppen sich als Aasgeier. Gierig ahcken sie ihre Schnäbel ins tote Schaf und einander auf die nackten Schädel. Es stört sie nicht, dass wir zwei Meter daneben anhalten. Auf der anderen Starssenseite wird ein zweites Schaf von einem kurzhaarigen braunen Hund gefressen.
Er ist schon so voll, dass er kaum mehr stehen kann. Ein grosser schwarzer Mistkäfer rollt seine Kugel über die Strasse. Es wird immer heisser. Ein Traktor kommt uns entgegen, schwenkt kurz vor uns von der Strasse ab, fährt im Halbkreis um uns herum, zurück auf die Strasse und weiter seines Weges. In einiger Entfernung ziehen fünf Kamele mit Reiter vorüber. Ein Lastwagen und ein Bus donnern über die Blutflecken auf der Strasse knapp an uns vorbei. Ein Rudel Hunde nähert sich. Sie vertreiben die Aasgeier, doch da liegt nur noch ein Fell und sie verziehen sich wieder ohne den vollgefressenen Hund zu behelligen. Unsere Geier streiten weiter - Laxmi baby - und wir fahren los. Nach zwei Stunden erscheint uns Jaisalmer wie eine Fata Morgana: Aus der endlosen Ebene ragt ein Felsenkoloss empor, darauf erhebt sich stolz die aus gelbem Sandstein im Mittelalter erbaute Wüstenstadt. Steil führt die gepflasterte Strasse durch drei riesige Tore hinauf. Wir steigen im Hotel Henna ab. Nach einer Siesta unter dem Propeller spazieren wir auf den Dorfplatz, wo wir die letzten Neuigkeiten erfahren: Gestern abend nach den Dreharbeiten hinter den Dünen ist einer der Filmcrew mit seinem Jeep voll in eine Schafherde hinein gerast und hat dabei drei Tiere getötet. Auch uns sind diese Dreharbeiten aufgefallen: Eine Gruppe Kamele mit einer grossen Indischen Flagge bestückt musste auf einem Feld hin und her galoppieren. Dies wiederholte sich viele Male, da die Flagge nie richtig im Wind lag. Die Werbefilmer aus Mumbai hatten schlechte Nerven. Und übrigens wegen den Atomtests, welche kaum 100 Kilometer von hier entfernt stattfanden, muss man sich wirklich keine Sorgen machen: Der Boden hat nur wenig gezittert und die unterirdischen Gänge wurden gut mit Zwiebeln und Kartoffeln gestopft: "To kill the bomb!"
Bon appétit.
 

Bangalore

Dreck hinter den Ohren, Datteln essen, Motoröl wechseln, muffige Hotelzimmer mit Räucherstäbchen angereichert, koreanische Kokosnusssuppe, französische Kurzfilme, amerikanische Raketen auf Sudan und Afghanistan und amerikanischer Orangensaft, Lolita under cover, Samenhändler mit Hintergedanken, ganz viele Fotos, Filmvereinspräsident und Kleidersammler, Pizzacorner und Discoteens, Bettlerkinder einem die Ignoranz beibringend und hartnäckiges Betatschen, stündlich wechselnde Körpersäfte, volle Hotels, viel Verkehr mit Trillerpfeiffen, Kreditkarten, Natel und Bauchweh, strahlend weniger Hello, aber immer noch,

Baum, bäumig, Mügglimeer, Mogulgaleg Hagel Bischlaf, Tausendfüssler, 500 Rupinoten, weisse Pünktchen auf den Rehlein Ganesha figurative Wolke auftürmend Flachhügelfelsen mit Wasserkreisstruktur, Vitaminpillemeditation Schlafmungger Födlitätsch
 

 

Nepal

The city of Tansen smiles from the hill
like the orchids from its trees.
The welcoming faces of the people
shine at you like the range of Himalaya.
At the bazaar of Tansen all the strings
of the fertile valleys come together as
a melody of the beautiful pattern
you’ll find in their traditional fabrics.
The air is crystal clear and pregnant
by tiger sweat.
The pleasant clime kisses your skin
the ground of the hill above the city
remains you at the hair of your love
called Shrinagar- the green pinetreeforest.
It’s a world its own- you can get it
if you really want it.
Colorful butterflies showing you the
narrow paths through the blooming valley.
Your heart will feel sparkling in
the silence of this landscape.
***
(the artists life is a bitch)
auf Anfrage gedichteter Text für ein nepalesisches
Reaggaestück in welchem noch Zwischenraum
ausgefüllt werden soll.

 

Indonesien

Auf einem grossen Feld liegen sich die Büsche in den Armen. Der Wind treibt dunkle Wolkenschatten vor sich her. In der Ferne brechen die blauen Berge sich gegenseitig die Zähne raus. Der Regen hat das Gras aufgerichtet. Knallgrünes Grillengeschrei klatscht um die Ohren. Die ersten Sterne funkeln rot und blau. Unter der rosaroten Spitzendecke schlafen weiche Träume. An den Bäumen hängen Pomelos und Advokaten. Hunde rennen übers Feld. Der Geschmack von saurem und süssen Wasser. Die Kieselsteine liegen nicht mehr so satt auf dem Wege. Gute Nacht.